Am 25. April 2025 lud der BSA Bezirksklub Penzing zu einer Diskussion mit Mag. Erich König, dem Vorsitzenden der Fachgruppe Medienberufe im BSA, und Mag. Dr. Alessandro Barberi, Sozial- und Medienwissenschaftler, zum Thema „Soziale Medien: Gefährden sie unsere Demokratie?“. Von einer anfänglichen allgemeinen Naivität im Umgang mit der neuen Technologie hat die Entwicklung der Sozialen Medien heute eine Dominanz rechter und neoliberaler Inhalte gebracht, was angesichts verschiedener Formen des Populismus einer deutlichen Polarisierung unserer Gesellschaft entspricht. Es blieb im Rahmen der Veranstaltung offen, ob z. B. diese Polarisierung zwingend in der Technologie verankert ist, weil Technologie im Grunde als neutral betrachtet werden kann.
Inhaltlich sprachen sich die Vortragenden für ein selbstbewussteres Auftreten der Sozialdemokratie aus. Wer hegemoniefähig bleiben will, darf sich nicht wegen jeder Aussage politischer Gegner:innen oder Journalist:innnen in die Defensive treiben lassen und muss dabei die Strategien der politischen Gegner:innen im Blick behalten und genau analysieren. So kann man der Kritik an Andreas Babler, dass er Marxist sei, auch offensiv mit der Anmerkung begegnen, dass die Republik Österreich (und insbesondere die Sozialdemokratie) von austromarxistisch geprägten Persönlichkeiten wie Victor Adler, Max Adler, Otto Bauer, Bruno Kreisky, Christian Broda, Hertha Firnberg und später Johanna Dohnal modernisiert und demokratisiert worden ist.
In diesem Sinn können beispielsweise auch die starke Schieflage in den Eigentumsstrukturen sozialer Medien (von Facebook über X zu Instagram) interpretiert werden, die sich im Rahmen des Digitalen Kapitalismus auch auf die verbreiteten Inhalte auswirken muss. In diesem Zusammenhang wurden u. a. die medial stark verbreiteten Hitler-Grüße von Elon Musk Gegenstand der Debatte. Der allgemeinen (neoliberalen) Individualisierung entspricht dabei auch das gesellschaftliche Auseinanderfallen in Filterbubbles und Echokammern. Bei klassischen Medien wie Zeitungen oder dem Fernsehen zeigt sich darüber hinaus eine immer geringere finanzielle und personelle Ausstattung, die den Redaktionen qualitätsvolles Arbeiten erschwert. Traditionelle Fakten- und Informationsprüfungen (z. B. Check, Re-Check und Double-Check) werden so mehr und mehr erschwert. Dies stellt auf mehreren Ebenen eine Gefahr für die demokratische Öffentlichkeit – in allen Wortbedeutungen – dar, wie auch in Erinnerung an Jürgen Habermas vor Augen stand.
Findet ausreichende klassische Medienarbeit aber nicht mehr statt, so ist auch das Erkennen von Fake-News auf Social Media erschwert. Als wesentliche Ansatzpunkte für eine Verbesserung wurden im Rahmen der Diskussion vor allem eine bessere Allgemeinbildung und der Aufbau von Medienkompetenz schon in den Schulen und der verstärkte Einsatz von Open Source Ressourcen genannt. Auch eine Stärkung der öffentlich-rechtlichen Medien könnte diesen Entwicklungen (gerade noch) entgegenwirken. Insgesamt waren sich die Anwesenden einig, dass die Sozialdemokratie auch stärker selbstständig im Bereich der Social Media auftreten sollte, um ein soziales und demokratisches Informationsgleichgewicht zu schaffen. Denn wenn Social Media auch in die gesellschaftlichen Kontexte unserer Demokratien eingelassen sind, könnten sich (digitale) Gegenstrategien entwickeln lassen, um dem viralen Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und auch Antisemitismus die Prinzipien einer sozialen Demokratie medial effektiv entgegenzuhalten.