Im Gespräch mit Ernst Hillebrand
Der BSA-Bezirksklub Döbling lud am Mittwoch, den 17. September 2025, zu einem gut besuchten Gesprächsabend unter dem Titel „Rechtspopulismus in Europa: Gefahr für die Demokratie“ ein. Zu Gast war der Politikwissenschaftler Dr. Ernst Hillebrand, Autor des Buches Rechtspopulismus in Europa und Leiter des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Budapest. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der internationalen Politikanalyse und seiner Tätigkeit in zahlreichen europäischen Ländern bot Hillebrand einen fundierten und zugleich sehr praxisnahen Einblick in die politischen und gesellschaftlichen Dynamiken Europas.
Im Zentrum des Abends stand die Frage, warum Rechtspopulismus längst kein „umgehendes Gespenst“ mehr ist, sondern sich fest in der politischen Landschaft Europas etabliert hat. Hillebrand zeichnete nach, welche Parteien – von Finnland bis Italien, von Portugal bis Rumänien – zu dieser Entwicklung beitragen und weshalb Akteure wie AfD, FPÖ, Fidesz, Rassemblement National oder Lega Nord an Einfluss gewinnen und in immer mehr Regierungen vertreten sind. Dabei wurde deutlich, dass der Rechtspopulismus kein einheitliches europäisches Phänomen darstellt, sondern in unterschiedlichen Ländern sehr verschiedene Ausprägungen annimmt.
Ein besonderer Schwerpunkt des Gesprächs lag auf der Herausforderung für etablierte politische Kräfte, insbesondere für Parteien der linken Mitte. Hillebrand diskutierte, wie sie auf den Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen reagieren können und welche politischen sowie gesellschaftlichen Konfliktlinien in den vergangenen Jahren an Schärfe gewonnen haben. Er zeigte auf, welche soziokulturellen Themen heute eine deutlich größere Bedeutung besitzen und weshalb traditionelle politische Antworten vielerorts an Wirkung verloren haben.
Darüber hinaus ging es um die Ursachen der rechtspopulistischen Dynamik und die Frage, ob ihr Aufstieg ein Symptom tiefer liegender Krisen der europäischen Demokratien ist. Hillebrand erläuterte, weshalb sich kein klar umrissener, einheitlicher Rechtspopulismus definieren lässt und welche überraschenden Berührungspunkte es, je nach Thema, zwischen sehr rechten und vergleichsweise linken Parteien geben kann. Abschließend wurde diskutiert, ob etablierte Parteien ihre bisherige Politik fortführen können oder ob ein grundlegendes Umdenken notwendig ist, um die Probleme zu lösen, die das Wachstum rechtspopulistischer Kräfte befeuern.
