Ein (selbst-)kritischer Blick auf Geschichte und Gegenwart
Podiumsdiskussion
Moderation:
Mag. Josef Weilhartner, Vorsitzender BSA-Salzburg
Podiumsteilnehmer:innen:
- Universitätsprofessor Dr. Dr. Franz Gmainer-Pranzl, Universität Salzburg
- Ulrike Hammerl, Diözese Linz/Steyr: Betriebsseelsorge
- Mag. Karl Ramsmaier, Mauthausenkomitee Steyr: Vorsitzender
Inhaltliche und organisatorische Planung:
Atusa Weilhartner, BA. MA. BA., Doktorandin / Universität Salzburg
Die Folgen des gesellschaftlichen Konflikts zwischen der Katholischen Kirche und der Sozialdemokratie zu Beginn des 20. Jahrhunderts belasten nach wie vor die österreichische Geschichte und Gegenwart. Der damals gewaltsam ausgetragene Konflikt führte zu einer Entfremdung beider Lager, die bis heute nachwirkt. Trotz des Mariazeller Manifests von 1952 und der seinerzeit gegenseitigen Wertschätzung zwischen Kardinal Franz König und Bundeskanzler Bruno Kreisky konnte dieser gesellschaftspolitische Konflikt nicht behoben werden. Die Folgen dieser Auseinandersetzung bestehen darin, dass Vertreter:innen der Sozialdemokratie und der Kirche einander misstrauen oder nichts miteinander zu tun haben, obwohl die soziale und gesellschaftspolitische Situation der Gesellschaft dringend ein Miteinander beider Institutionen bräuchte.
Der Sammelband „Katholische Kirche und Sozialdemokratie in Österreich. Ein (selbst-)kritischer Blick auf Geschichte und Gegenwart“, der im Jahr 2021 erschien, leistet einen bedeutenden Beitrag zur Analyse dieser gesellschaftspolitischen Konstellation in Österreich. Der Band unterzieht das Verhältnis zwischen beiden Lagern einer kritischen Untersuchung und ermöglicht eine detaillierte Bestandsaufnahme der vielfältigen Gründe ihres Gegensatzes. Darüber hinaus werden in dem Sammelband bislang weitgehend vernachlässigte Parallelen zwischen beiden Akteurinnen aufgezeigt. Zu den Leitgedanken der vielfältigen Beiträge, die beide Seiten in kritischer (Selbst-)Reflexion am Entstehungsprozess des Bandes teilhaben ließen, gehören unter anderem folgende Fragen:
- Wie ist das Verhalten der Katholischen Kirche (in der es auch zaghafte Versuche einer Distanzierung von der Politik der Christlichsozialen Partei bzw. der Bevormundung durch den Ständestaat gab) in den Jahren zwischen 1918 und 1938 zu verstehen und zu beurteilen?
- Welche Möglichkeiten einer ernsthaften und selbstkritischen Aufarbeitung dieser schwierigen Phase der österreichischen Geschichte zeigen sich, und welche Lehren sind aus den Jahren 1918 bis 1938 zu ziehen?
- Welches grundsätzliche Verhältnis hat die Katholische Kirche zu emanzipatorischer Politik und linken gesellschaftspolitischen Initiativen?
- Wie ist die Beziehung zwischen der Katholischen Kirche und der Sozialdemokratie heute einzuschätzen?
- Wäre es für die Katholische Kirche angebracht, sich für ihr Verhalten in der Ersten Republik bzw. im Ständestaat zu entschuldigen oder zumindest eine Erklärung abzugeben?
Diese und viele weitere Fragen wurden im Zuge der Podiumsdiskussion erörtert. Geplant war ein konstruktiver Austausch im Sinne eines offenen Dialogs, der einen Weg für ein vorurteilfreies Gesprächsklima zwischen der Katholischen Kirche und der Sozialdemokratie ebnen sollte.
Donnerstag, 25. Mai, um 18 Uhr
Rosa-Luxemburg-Haus
Paris-Lodron-Straße 8A
5020 Salzburg